Häufige Erkrankungen, die mit Physiotherapie behandelt werden können:

 

Rückenschmerzen

Osteoporose

Rheuma

Schlaganfall

Parkinson

Multiple Sklerose

Unfälle / Sportverletzungen

Kopfschmerzen

Krebserkrankungen

Asthma / Lungenerkrankungen

Erkrankungen bei Kindern

Inkontinenz

Kiefergelenkstörungen / Tinnitus

 

Rückenschmerzen

wirbelsaeuleEin Großteil der Deutschen klagt über gelegentliche Rückenbeschwerden, bei vielen sind die Schmerzen bereits chronisch. Ob Hexenschuss, Ischias oder Bandscheibenprobleme – der wirksamste Weg, Rückenschmerzen vorzubeugen oder zu lindern, ist eine gezielte, aktive Bewegung.

Beim Hexenschuss tritt der Rückenschmerz schlagartig auf, plötzlich kann man sich kaum noch bewegen. Beim Bandscheibenvorfall stehen häufig ausstrahlende Schmerzen im Vordergrund, z. B. in den gesamten Gesäßbereich bis ins Bein. Zudem können Taubheitsgefühle und Muskelschwäche in den Beinen bzw. Lähmungserscheinungen auftreten. Typische Ischias-Beschwerden sind Schmerzen, die entlang der Ischiasnerven auf der Rückseite ins Bein ziehen. Durch die Schmerzen nehmen Betroffene unweigerlich eine Schonhaltung ein. Diese führt zusätzlich zur Verspannung der Rücken- und Bauchmuskulatur, was die Schmerzen oft noch mehr verstärkt.

Um Rückenschmerzen vorzubeugen und zu behandeln, ist eine kräftige Bauch-, Rücken- und Gesäßmuskulatur wichtig, die wirksam die Wirbelsäule stützt. Hierfür bieten viele Physiotherapeuten Rückenprogramme an, die zum Teil von den Krankenkassen bezuschusst werden. Bei Schmerzen helfen Manuelle Therapie und Krankengymnastik. Zusätzlich sind Entspannungsübungen, Elektro- und Thermotherapien zu empfehlen. So sind z. B. Moorpackungen zusammen mit einer anschließenden Massage sehr wirkungsvoll. Wurden die Beschwerden gebessert, ist gerätegestützte Krankengymnastik zur Stabilisierung sinnvoll.

 

Osteoporose

In Deutschland leiden Millionen Menschen an Osteoporose, meist sind Frauen betroffen. Typische Symptome der Knochenkrankheit sind Rückenschmerzen, Atembeschwerden, Verhärtung der Rückenmuskulatur und Knochenbrüche nach harmlosen Stürzen. Physiotherapie kann den Krankheitsverlauf deutlich verlangsamen, Knochenbrüchen entgegen wirken, aber auch einer Erkrankung vorbeugen.

Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, den Erhalt der Knochenstruktur zu unterstützen, kann also die Knochenbelastbarkeit positiv beeinflussen. Zum Schutz der Knochen ist zusätzlich eine Stärkung der umliegenden Muskulatur unerlässlich. Physiotherapie setzt hierzu verschiedene Übungen ein, die individuell auf die Belastbarkeit des Patienten abgestimmt sind. Ziel der therapeutischen Maßnahmen ist die Mobilisierung und Stabilisierung des gesamten Skelettsystems, z. B. durch Krankengymnastik als Einzelbehandlung, gerätegestützte Krankengymnastik oder auch Wirbelsäulengymnastik.

Beim Physiotherapeuten können Osteoporose-Patienten zudem erfahren, wie sie trotz bestehender Einschränkungen den Alltag bewältigen: Betroffene erlernen Bewegungs- bzw. Kräftigungsübungen und erhalten Tipps, um gefährliche Stürze zu vermeiden.

 

Rheuma

Der Begriff Rheuma steht für eine Vielzahl von Erkrankungen des Bewegungsapparats, die Gelenke, Knochen, Muskeln und Bindegewebe angreifen, starke Schmerzen verursachen und die Bewegung beeinträchtigen. Dies kann Arthrose, rheumatoide Arthritis oder auch Morbus Bechterew sein.

Ziel der physiotherapeutischen Behandlung ist es, die Schmerzen zu lindern und den Patienten im Alltag die Beweglichkeit zu erhalten. Die richtige Therapie hängt dabei vom individuellen Beschwerdebild ab. Am Anfang steht in der Regel die Schmerzlinderung, beispielsweise durch Manuelle Therapie mit einem sanften Mobilisieren der Gelenke und der Behandlung schmerzender Muskelpunkte. Bei Schwellungen wird auch oft die Manuelle Lymphdrainage angewandt. Dann setzen Physiotherapeuten aktive Übungen zur Mobilisation ein, ohne die betroffenen Gelenke extra zu belasten. Auch passive Dehnungen fördern die Beweglichkeit. Ein spezielles Krafttraining kräftigt zudem die bewegungsführenden Muskeln betroffener Gelenke, um diese zu stabilisieren.

Da Schmerzen im Bewegungsapparat häufig Verspannungen und psychische Belastungen auslösen, sind auch Entspannungsmethoden zu empfehlen. Wichtig ist aber: Zu viel Schonung verschlimmert die Beschwerden, daher sollten Betroffene in Bewegung bleiben, egal mit welcher Sportart. Besonders gelenkschonend sind Schwimmen, Wassergymnastik, Walking oder auch Radfahren.

 

Schlaganfall

Der Schlaganfall, auch Apoplex genannt, wird durch einen plötzlichen Gefäßverschluss oder eine Blutung im Gehirn ausgelöst. Es gibt jedoch Vorstufen und somit ernst zu nehmende Warnzeichen, wie z. B. vorübergehende neurologische Ausfälle. Zudem ist einem Schlaganfall vorzubeugen, indem man bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte oder arteriellen Verschlusskrankheiten entgegenwirkt.

Beim Schlaganfall kommt es häufig zu halbseitigen Lähmungen und Sprachstörungen. Wie bei allen Bewegungsstörungen, die vom Gehirn ausgehen, wird nach einem Schlaganfall z. B. die Bobath-Therapie eingesetzt – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Das Behandlungskonzept beruht darauf, dass gesunde Hirnregionen lernen können, die Aufgaben der geschädigten Areale zu übernehmen.

 

Parkinson

Die Parkinson-Krankheit – auch bekannt als Morbus Parkinson oder Schüttellähmung – ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen des Gehirns. Der Erkrankung liegt ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn zugrunde. Bewegungen können nicht mehr ausreichend koordiniert und gesteuert werden, es kommt zu typischen Symptomen: Tremor (Zittern), Rigor (Muskelsteife), Akinese (Bewegungsarmut) und Haltungsinstabilität.

Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist die Krankengymnastik, auch nach Bobath und PNF . Sie sollte möglichst direkt nach der Diagnose Parkinson begonnen werden, um die Bewegungsfähigkeit zu erhalten und zu fördern. So kann eine fehlende Harmonisierung der Bewegungsabläufe neu eingeübt und ein erhöhter Muskeltonus (Rigor) vermindert werden.

 

Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des Nervensystems, die recht unterschiedlich verlaufen kann und meist im frühen Erwachsenenalter beginnt.

Ein Entzündungsherd im Bereich des Rückenmarks kann z. B. zu einem Funktionsverlust führen, so dass der Betroffene Missempfindungen verspürt, Unsicherheiten im Bewegungsablauf aufweist oder Sehstörungen hat. Meist klingen die Entzündungsherde nach einiger Zeit wieder ab, so dass eine Rückkehr zu normalen Funktionen möglich ist. Manchmal vernarbt jedoch das entzündete Nervengewebe und es können Beeinträchtigungen auftreten, die bestehen bleiben.

Gerade in der Frühphase der Erkrankung kann die Physiotherapie dazu beitragen, die Funktionsfähigkeit wiederherzustellen. Bei einem schweren Krankheitsverlauf gilt es, Komplikationen wie Spastizität, Bewegungseinschränkungen und den damit verbundenen Verlust der Selbstständigkeit zu verringern. Hierzu eignen sich Krankengymnastik, auch nach Bobath und PNF.

 

Unfälle / Sportverletzungen

Nach einer Verletzung wird Physiotherapie sowohl bei der akuten Erstversorgung und zur Rehabilitation eingesetzt. Häufige Maßnahmen in der Erstversorgung sind Eisbehandlungen, Kompressionen, Hochlagerung oder auch Manuelle Lymphdrainage.

In der Rehabilitations-Phase, die eventuell auch nach einer Operation erforderlich wird, können Atemtherapie, Thrombose- und Lungenentzündungs-Prophylaxe zum Einsatz kommen. Im Laufe der Reha wird dann oft die gerätegestützte Krankengymnastik eingesetzt, bei der eine individuelle Übungsauswahl getroffen werden kann. Zudem wird die Muskulatur durch gezielte Übungen trainiert, was der Stabilität und dem Kraftaufbau dient. Durch gezielte Krankengymnastik wird die Beweglichkeit gefördert, die Durchblutung verbessert und somit der Heilungsprozess beschleunigt bzw. das Therapieergebnis optimiert.

Neben den aktiven Therapien können ergänzend Kälte- und Wärmetherapie, wie auch Massagen eingesetzt werden.

 

Kopfschmerzen

Von den zahlreichen Kopfschmerzarten lässt sich die häufigste Form – der Spannungskopfschmerz – wirkungsvoll mit physiotherapeutischen Maßnahmen bekämpfen. Spannungskopfschmerzen sind meist dumpf-drückend und ziehen vom Nacken hoch zum Kopf. Betroffene fühlen sich oft, als sei der Kopf in einen Schraubstock gespannt.

Ursache sind vor allem Verspannungen der Muskulatur, besonders im Hals-, Nacken- und Schulterbereich. Aber auch emotionale Verspannungen, meist ausgelöst durch Stress, spielen eine große Rolle. Zudem leiden viele Menschen unter einer Fehlbelastung, die oft durch eine falsche Haltung am PC-Arbeitsplatz entsteht.

Die Physiotherapie bietet wirksame Techniken für Kopfschmerzpatienten. Ein erster Befund schließt die gesamte Wirbelsäule, den Kiefer und die Extremitäten mit ein, da sich Fehlhaltungen und -belastungen in diesen Bereichen ebenfalls auf die Halswirbelsäule auswirken. Der Physiotherapeut setzt mit Krankengymnastik oder Manueller Therapie eine gezielte Lockerung und Kräftigung der Muskulatur ein, um die Wirbelsäule zu entlasten. Auch die Mobilisation der Rücken- und Halswirbel sowie eine Koordinationsschulung können helfen. So kann der Teufelskreis aus schlechter Haltung, Belastungsdruck auf die Wirbelsäule, Verspannung der Muskulatur und Kopfschmerz durch­brochen werden.

Unterstützend wirken weitere physiotherapeutische Maßnahmen wie Wärmetherapien mit Fango, heißer Rolle oder auch eine Elektrotherapie.

 

Krebserkrankungen

Die Behandlung von Krebserkrankungen hat mittlerweile gute Chancen – besonders wenn eine Therapie rechtzeitig beginnt oder der Krebs erst im hohen Lebensalter auftritt und somit langsamer wächst. Nach einer Operation und anschließender Chemotherapie sind jedoch die Nerven und Muskeln bei Betroffenen nachhaltig geschädigt. Daher ist nicht nur die eigentliche Krebs-Therapie, sondern auch die therapeutische Nachbehandlung für die Betroffenen wichtig, um schnell wieder in ein aktives Leben zurückkehren zu können.

Ziel der physiotherapeutischen Behandlung ist die funktionale Gesundheit der Patienten. Verschiedene Maßnahmen sollen die körperlichen Beeinträchtigungen vermindern und können somit auch sozial eine Wiedereingliederung in Gesellschaft und Arbeitsprozesse bewirken. Zur intensiven Nachversorgung von Krebspatienten können neben Krankengymnastik begleitend auch Elektro-, Wärme- oder Kältetherapien sowie Manuelle Lymphdrainage eingesetzt werden. Nach einer Therapie mit Kortison oder Chemotherapie ist die Leistungsfähigkeit Betroffener oft durch Muskelschwächen und eine gehemmte Knochenbildung eingeschränkt. Ein angepasstes Trainingsprogramm mit dynamischen Kraft- und Koordinationsübungen verbessert den Muskelaufbau. Zudem kann eine Lymphdrainage Stauungen im Lymphsystem beseitigen, dessen einwandfreie Funktion Voraussetzung für ein intaktes Immunsystem ist.

Auch sportliche Bewegung ist – abhängig von der Art der Krebserkrankung – fast immer förderlich, um den ganzen Körper und das Immunsystem zu stärken. Allerdings sollte ein Krebspatient die körperlichen Belastungen, denen er sich aussetzt, immer genau mit seinem Arzt und Therapeuten absprechen.

 

Asthma / Lungenerkrankungen

In der Physiotherapie gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten für Patienten, die z. B. an Asthma, Bronchitis, Lungenemphysem oder Mukoviszidose erkrankt sind. Durch verschiedene physiotherapeutische Techniken wird die Atmung unterstützt, verspannte Muskulatur gelockert und Beschwerden gelindert.

In der Krankengymnastik werden spezielle Lagerungen und atemerleichternde Ausgangsstellungen erlernt, damit die Atmung ungehinderter erfolgt und Schleim abfließt. Spezielle Grifftechniken dienen zur Lockerung und Aktivierung der Atemhilfsmuskulatur. So kann die flächige Bindegewebs-Massage zum Lösen von Gewebswiderständen und -verklebungen eingesetzt werden. Zudem haben sich verschiedene Wärme- und Kältetherapien ebenfalls als sehr hilfreich erwiesen. Besondere krankengymnastische Atemübungen, die beim Physiotherapeuten erlernt werden, unterstützen die Atmung.

 

Erkrankungen bei Kindern

Zu den häufigsten Erkrankungen im Kindesalter gehören Entwicklungsstörungen und Beschwerden wie Haltungsstörungen, Skoliosen und Asymmetrien. Hier ein kurzer Überblick über die Krankheitsbilder, die Physiotherapie positiv beeinflussen kann:

Haltungsstörungen:

1.3.12 Mädchen mit Ball auf TrampolinFunktionale Störungen der Wirbelsäule und Wirbelsäulenerkrankungen stehen an oberster Stelle der orthopädischen Kinder- und Jugendkrankheiten. Häufig fehlt den Kindern Bewegung, die als wichtigster Entwicklungsreiz für die Knochenbildung, Knorpelreifung und Muskelausbildung von großer Bedeutung ist. So können durch Bewegungsmangel in der Freizeit, das ständige Sitzen in der Schule und Tragen schwerer Schultaschen Haltungsstörungen entstehen.

Skoliose:

Die Skoliose beschreibt eine Fehlstellung der Wirbelsäule mit seitlicher Abweichung und Verdrehung der Wirbel. Die Ursachen der Erkrankung sind häufig unklar. Sicher ist jedoch, dass eine mangelnde muskuläre Stabilisierung der Wirbelsäule den Zustand verschlechtert. Im Verlauf der Krankheit kommt es zu einer Verkrümmung und Verkürzung des Rumpfes, wodurch sich der Brustraum verkleinert und die Funktion der inneren Organe einschränken kann.

Asymmetrien:

Asymmetrien bezeichnen eine weitere Deformation. Das Kind weist dabei eine deutlich sichtbare schräge Haltung auf. Dies führt teilweise zur Abflachung einer Kopfhälfte, der verstärkten Ausprägung einer Gesichtshälfte, einer einseitig verkürzten Körperhälfte und einseitig verkürzten Halsmuskulatur. Ursache können sein: eine eingeengte, verkrümmte Stellung des Kindes in der Gebärmutter, eine einseitige Kontraktur der Halsmuskulatur, Blockierungen der ersten Halswirbel, zentrale Fehlsteuerung der Muskulatur und kieferorthopädische Probleme.

Die genannten Erkrankungen haben ein ähnliches Erscheinungsbild:

  • schlaffe oder verkürzte Muskulatur
  • fehlendes Körpergefühl für korrekte Haltung und Bewegung
  • Schonhaltungen zur Vermeidung von Schmerzen
  • falsche Bewegungsmuster durch einseitige Belastung und Beanspruchung
  • sekundäre Schäden durch Fehlstellungen

Ein wesentlicher Bestandteil der Therapie bei Wirbelsäulenerkrankungen sind Übungen, die die Körperwahrnehmung und das Gefühl für Bewegung verbessern, die Haltung korrigieren sowie Kraft und Ausdauer steigern. Eltern und Kinder werden vom Therapeuten angeleitet, das Erfahrene in den Alltag zu übertragen und ihr Bewegungsverhalten rückengerecht zu verändern.

Entwicklungsstörungen:

Störungen und Verzögerungen können bei der motorischen, geistigen, emotionalen, sprachlichen oder sozialen Entwicklung des Kindes auftreten. Den Eltern fällt meist auf, dass ihr Kind sich wenig bewegt oder aber zappelig ist. In der Krabbelgruppe können alle anderen Kinder schon viel mehr. Die Ursachen können unterschiedlich sein. Es gibt vererbte und angeborene Defizite, verzögerte biologische Reifung, Schädigungen während der Schwangerschaft, Komplikationen bei der Geburt oder Umwelteinflüsse und vieles mehr. Physiotherapeuten wissen, wie die normale Kindesentwicklung verläuft und kennen deren Abweichungen. Daher können sie mit der Therapie dort ansetzen, wo das Kind Unterstützung benötigt. Besonders im frühen Säuglingsalter bestehen sehr gute Möglichkeiten für eine Korrektur von Fehlentwicklungen und Entwicklungsverzögerungen. Kernpunkt der Therapie ist immer eine Einbindung der Eltern und ihre Anleitung zu einem entwicklungsfördernden Umgang mit dem Kind.

 

Inkontinenz

Die Harninkontinenz ist ein weit verbreitetes Problem. Schon 10 % der 20-30-Jährigen und sogar rund 40 % der 80-Jährigen Frauen sind betroffen. Aber auch Männer können unter Harninkontinenz leiden. Am häufigsten ist die Belastungs- und Stressinkontinenz, die durch erhöhten Druck im Bauchraum durch Husten oder Niesen ausgelöst werden kann. Als Dranginkontinenz bezeichnet man den unwillkürlichen Harnverlust bei starkem Harndrang. Er tritt häufig nach Blasenerkrankungen durch Entzündungen auf.

In der Öffentlichkeit ist das Thema Harninkontinenz nach wie vor tabu. Vielen Betroffenen fällt es daher schwer darüber zu sprechen. Stattdessen passen sie ihren Alltag den Beschwerden an, planen z. B. den Einkaufsweg so, dass jederzeit eine öffentliche Toilette in der Nähe ist. Doch so weit muss es nicht kommen, da die Physiotherapie verschiedene Behandlungsmöglichkeiten kennt.

Meist hilft schon ein gezieltes Beckenbodentraining. Es bewirkt je nachdem eine Entspannung oder Kräftigung der Rumpf- und Beckenbodenmuskulatur. Beim Physiotherapeuten erhalten Betroffene zudem Tipps, die sie in belastenden Alltagssituationen anwenden können. Neben Krankengymnastik kann Elektrostimulation die Therapie unterstützen.

 

Kiefergelenkstörungen / Tinnitus

Kiefergelenksstörungen – auch unter dem Begriff Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bekannt – betreffen das Kiefergelenk, die Kaumuskulatur oder angrenzendes Gewebe. Typische Zeichen für eine Kiefergelenksstörung sind häufige Kopfschmerzen, Probleme bei der Mundöffnung und beim Kauen sowie Knackgeräusche oder Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks oder der Kaumuskulatur. CMD kann langfristig sogar zu Verschleißerscheinungen am Kiefergelenk führen. Nicht selten tritt die Kiefergelenksstörung zusammen mit einem Tinnitus auf, ein Oberbegriff für alle Arten von Ohr- oder Kopfgeräuschen.

Die Hauptursache für Kiefergelenksstörungen ist eine Über- oder Fehlbelastung der Kaumuskulatur und Kiefergelenke, die auch zu weiteren Symptomen im Schulter-/Nackenbereich und letztendlich auch zu einem Tinnitus führen können. Zudem sind Stress, Schleudertrauma und Angewohnheiten wie übermäßiges Kaugummikauen Auslöser für eine Kiefergelenksstörung. Orthopädische Probleme, z. B. Fehlhaltungen der Halswirbelsäule, können auf die Kiefergelenksstörung und den Tinnitus entscheidenden Einfluss haben.

Durch Physiotherapie werden die Kiefergelenke mit der Muskulatur, die Schädel- und Gesichtsknochen sowie die Hirnnerven unter Berücksichtigung der Gesamtkörperstatik und -funktion untersucht und behandelt. So wird der Funktionszustand der betroffenen Muskeln und Kiefergelenke beeinflusst. Ziel ist die Schmerzreduktion, Besserung der Beweglichkeit, Entspannung des Gewebes und Anleitung von Eigenaktivitäten.

Auch beim Tinnitus kann gezielte Physiotherapie wirksam helfen. Je nach ärztlicher Verordnung kann ein Physiotherapeut zur Behandlung Manuelle Therapie oder krankengymnastische Übungen einsetzen, um den Tinnitus zu behandeln. Die Manuelle Therapie beinhaltet unter anderem Mobilisierungstechniken der Wirbelsäule oder des Kiefergelenks sowie Entspannungsübungen für die Muskulatur im Schulter-/Nacken-Bereich. Auch eine spezielle Haltungsschulung mit Dehnung und Kräftigung der abgeschwächten oder verspannten Muskulatur kann gegen Ohrgeräusche wirksam helfen. Um die Muskelentspannung weiter zu fördern, kann zudem Wärmeanwendung die Behandlung unterstützen.